Gemeindearchivar: Georg Gruber
Ortsteil Niederding

Mit der Ortschaft Niederding haben wir ein typisches, altbayerisches Bauerndorf vor uns. Es ist ein sogen. Haufendorf, das seine Struktur und sein Aussehen im wesentlichen bis in unsere Zeit herein erhalten hat.
Der Ort ist noch heute überwiegend landwirtschaftlich geprägt und befindet sich auf uraltem Siedlungsland. Auf dem Lössbodenrücken zwischen der Dorfen am Moosrain und der Sempt im Osten ist beste Bodenqualität. Siedlungsspuren reichen bis in die Bronze- und Keltenzeit zurück.
Es ist zwar in den Annalen erst im Jahre 1227/30 ausdrücklich von Niederding, de inferiori Dingen, im Gegensatz zu Oberding, die Rede. Die Wurzeln der Ortschaft reichen allerdings wesentlich weiter zurück. Neben Funden aus prähistorischer Zeit, (Archäologische Funde in Niederding) sprechen auch die Besitzverhältnisse aus dem frühen Mittelalter und das Kirchenpatrozinium St. Martin dafür. Parallel zum Herzog, in den sogen. Urbarshöfen, und Patrizierfamilien aus Landshut und München, hatten auch die Klöster Attel, Pittrichkloster in München, die Malteser Comende, das Domkapitel und umliegende Kirchen, Besitzansprüche an Anwesen in Niederding. Diese Rechte erloschen erst 1803, bzw 1846. Die Höfe und Kleinanwesen gingen an den jeweiligen Nutznießer über. Mit der Verwaltungs- und Rechtsreform von Minister Montgelas zu Anfang der 19. Jahrhunderts begann auch für Niederding das neue Zeitalter.
Doch auch Niederding machte in all den Jahren seines Bestehens das Auf und Nieder des gesamten Landes mit. Besonders unter den Kriegen hatte die Bevölkerung arg zu leiden. Im 30jährigen Krieg kamen 8 Personen durch Pest und Ermordung durch die Schweden ums Leben. Auch in den folgenden Kriegen, dem Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) und dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1745) litt die Bevölkerung durch die Soldaten und die Besatzer. Die Napoleonischen Kriege forderten ebenso ihren Tribut wie die Auseinandersetzung mit Frankreich 1870-71, wo drei junge Männer aus Niederding ihr Leben lassen mussten. Einer Feuersbrunst fielen im Jahre 1863 nicht weniger als 17 Wohn- und 14 Nebengebäude zum Opfer. 10 Jahre später wurden wiederum bei einem Großfeuer 12 Anwesen vernichtet.
Doch trotz all der Plagen und Mühen, die das einfache Volk zu tragen hatte, kam es im Laufe der Zeit zu großen Leistungen. Gebäude wurden erneuert und modernisiert. Ackerbau und Viehzucht kultiviert. Das sichtbarste Zeichen, noch bis in unsere Zeit, ist die Kirche St. Martin. Sie wurde in den Jahren 1758-64 neu errichtet. Die Altäre schuf der Landshuter Bildhauer Christian Jorhan d.Ä. in vorbildlicher Rokokomanier. Dabei ist die Schiffskanzel ganz besonders zu erwähnen.
Im Jahre 1920 wurde in Niederding eine Volksschule eröffnet. 1923 wurde die Filialkirche Niederding der Pfarrei Aufkirchen zur Expositur ernannt. Am 15. August 1946 wurde Niederding zur Pfarrei mit der Filiale Oberding erhoben.
Eine wirtschaftliche Strukturänderung trat zu Mitte des 19. Jahrhunderts mit der Eröffnung von Ziegelbrennöfen ein. 1862-1864 errichtete der Bartl, Brandmair, Daimer, Hupfer und Binder einen Brennofen. Besonders beim Binder-Ziegler- wurde eine größere Fertigungsanlage mit entsprechendem Brennofen und Schornstein errichtet.
Die Anlage des Mittleren Isarkanals in der Zeit von 1920 bis 1926 brachte für den bis dahin beschaulichen Ort durch die vielen fremden Arbeitskräfte auch einen wirtschaftlichen Aufschwung. Abgeschlossen wurde das bis dahin einmalige Bauvorhaben durch die Flurbereinigung.
Eine wesentlich Umstrukturierung geschah erst nach dem 2. Weltkrieg mit der Modernisierung und Technisierung der Landwirtschaft. Die bis dahin weitgehend übliche Handarbeit wurde durch Maschinen ersetzt. Die Dorfstruktur jedoch blieb weitgehend erhalten. Erst mit der Siedlung St. Martin Straße im Jahre 1982 und der Siedlung Hubertusstraße im Jahre 2000 geschah eine erhebliche Erweiterung der Ortschaft.
Natürlich ist die Zahl der Ortsbewohner, die ihren Lebensunterhalt nicht mehr am Ort bzw. in der Landwirtschaft verdienen erheblich zurück gegangen. Besonders der neu erbaute Flughafen brachte auch für Niederding einen gewaltigen Strukturwandel mit sich.
Die vielen neu errichteten Wohngebäude und die Nutzungsänderungen landwirtschaftlicher Anwesen sowie die in jüngster Zeit errichteten öffentliche Gebäude machen den Wandel im Ortsbild in jüngster Zeit augenscheinlich.